Zeitgeschichtliche Kontroversfragen der Bundesrepublik Deutschland
Hausarbeit vom 28.09.2001
Universität Rostock/Institut für Politik und Verwaltungswissenschaften

  1. 1.0 Die Wurzeln des Terrorismus

  2. 2.0 Historischer Rückblick (I)

  3. 2.0.1. Faschismusvorwurf zwischen 1966-1970

  4. 3.0. Historischer Rückblick (II)

  5. 4.0 Die Gründung der Roten Armee Fraktion (I)

  6. 4.0.1. RAF-Konzept "Stadtguerilla"

  7. 5.0 Die Gründung der Roten Armee Fraktion (II) und der politische Kampf

  8. 6.0 Der Deutsche Herbst/Die Entführung von Hanns Martin Schleyer

  9. 8.0 Der Terrorismus und seine Folgen

  10. 9.0 Die Begünstigung des Terrorismus durch den Marxismus?

  11. 10.0 Die RAF in den 80er Jahren.

  12. 11.0 Literatur/Auswahlbibliographie





7.0 Der Deutsche Herbst/Landshut


Am 13.Oktober startet gegen 13.00 Uhr in Palma de Mallorca der Lufthansaflug LH 181 "Landshut" nach Frankfurt. 82 Passagiere werden nach dem Start von 4 Terroristen in Angst und Schrecken versetzt. Diese Aktion wird durch den Operationsname "Martyr Halimeh" in der Öffentlichkeit bekannt. Die Entführer der Lufthansa-Maschine waren Mitglieder der "Volksfront für die Befreiung Palästina (PFLP).1  Die RAF-Mitglieder erfuhren in Bagdad von der Entführung des Flugzeugs und waren nicht besonders überrascht, da sie mit der Volksfront gemeinsame Verhandlungen durchgeführt hatten.
Die Landshut landet in Rom und wurde durch die römischen Behörden aufgetankt und bekam Starterlaubnis, weil die Italiener kein Blutbad auf römischen Boden wollten. Die Geiselnehmer forderten die Freilassung der in Deutschland inhaftierten Genossen.
In Bonn war die Sache nun klar, dass es keine Kompromisse mehr geben würde, die Geiseln müssen befreit werden, entweder durch Verhandlung oder Polizeieinsatz ohne Freilassung der Stammheimer Dauerbesatzung. 2  Die GSG9 macht sich für den Einsatz bereit. Des Weiteren melden sich die Entführer von Herrn Schleyer und fordern neben der Freilassung der RAF-Gefangenen auch die Freilassung von zwei in der Türkei inhaftierten Palästinensern und 15 Millionen US-Dollar Lösegeld.

Die Landshut landet in Dubai, Staatsminister Hans Jürgen Wischnewski verhandelt mit der dortigen Regierung über den Einsatz der GSG9, doch Dubai lehnt ab und will nur seine eigenen nach englischen Vorbild ausgebildeten Truppen einsetzen.
In Deutschland versuchte der Sohn von Martin Schleyer ,die 15 Millionen Lösegeld (von der Regierung besorgtes Geld) zu übergeben, doch der Kontaktpunkt wurde öffentlich benannt und somit scheiterte die Übergabe des Geldes. Durch eine einstweilige Verfügung des Bundesverfassungsgerichts versuchte der Sohn die Bundesregierung und die beteiligten Länderregierungen zur Freilassung der RAF-Gefangenen im Austausch gegen seinen Vater zu zwingen. Doch das Bundesverfassungsgericht lehnte diesen Antrag ab.
An Bord der Landshut drohen den Entführern die Nerven durchzugehen. Bei einer Zwischenlandung wird der Flugkapitän erschossen und der Copilot steuerte jetzt das Flugzeug nach Mogadischu. Wischnewski verhandelte mit der somalischen Regierung über den Einsatz der GSG9. Durch die angebliche Einwilligung in die Bedingungen der Entführer erreichen die Verhandlungsführer in Mogadischu eine Verlängerung des Ultimatums, den Terroristen wird erklärt, man könne die auszutauschenden Gefangenen nicht so schnell von Deutschland nach Somalien bringen.3 

Während dieser Gespräche explodieren zwei Blendgranaten und die GSG9 stürmt die Maschine. 3 Entführer sterben und eine Frau wird schwer verletzt, die Befreiung ist geglückt.
Am Morgen nach dem Erfolg findet man in Deutschland Andreas Baader, Gudrun Ensslin tot in ihrer Zelle, neben den Leichen findet man Waffen, die in geheimnisvoller Weise hinein geschmuggelt wurden.4 
Jan Carl Raspe erliegt seinen Verletzungen und stirbt später im Krankenhaus, Imgard Möller überlebt als einzige die Nacht von Stammheim. Am nächsten Tag wurde in Mühlhausen durch ein Bekennerschreiben der RAF Hans Martin Schleyers Leiche im Kofferraum eines Audis gefunden.

Die Mitglieder der RAF erlebten den Ausgang von Mogadischu und den Tod des Arbeitgeberpräsident an unterschiedlichen Orten, in Deutschland hält tiefe Verunsicherung durch den Tod der Stammheimer Einzug, der Tod wurde ein zentrales Thema in der "Hierarchie" der Gruppe, gegenseitiges Mißtrauen wurde jetzt offen. Die Mitglieder in Bagdad erfuhren vom Ende der Stammheimer und ihnen ist der Sinn von "Selbstmordaktionen" nicht neu, die Gruppe verweilt noch einige Tage in Bagdad, um eine Ausbildung an Waffen zu beenden.
Die Bewacher und Mörder von Schleyer halten sich vorwiegend in Frankreich bzw. Belgien auf. In diesen Tagen sind die Mitglieder der RAF über drei bzw. vier Länder verteilt und ihrer Perspektive beraubt. Die Rache für die Stammheimer Toten ist der einzige Ansatzpunkt fürs Weitermachen.




  1. Andreas, Michel; Kanonenberg, Müller: Die RAF-STASI-Connection. Berlin 1992 . S. 39
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  2. Ebenda,S.41
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  3. Ebenda,S.43
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  4. Ebenda, S.44
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